Mutter

Alles wird wieder gut.

Mutter, Du machst mir Mut.

Ein blutroter Faden,

der sich durch mein Leben zieht.

Die Schmerzen sind fast weg.

Was bleibt, ist die tiefe Erinnerung

und ein Mensch, der vor ihr flieht.

Ein Bild in der Zeitung.

eine flüchtige Berührung.

Ein schwacher Windhauch.

Leise Vorahnung auf die Zukunft.

Ein Blick zurück auf alles Gewesene.

Was bleibt, ist weniger als nichts

und doch mehr als alles.

© Mathias Bleckmann 2004

Eiskalter Engel

Eiskalter Engel,

Du bist so wunderschön

und sexy obendrein.

Ich wollt ich wäre mit Dir

jetzt ganz allein.

Eiskalter Händedruck

und doch eine Berührung.

Die drei Worte von Dir

lassen mein Herz zerspringen.

Ein freundliches Wort von mir

fällt in ein Lachen aus Eis.

Du stehst auf schwarz

und hast Recht.

Gespielte Freundlichkeit,

die aus tiefster Kälte kommt.

Unsere Wege können sich kreuzen,

wir werden uns gegenüberstehen,

aber wir werden uns nie

lange in die Augen sehen.

Du zeigst mir eiskalt

Deine Schulter

und um mein Herz

legt sich ein Ring aus Eis.

Jede Deiner Bewegungen

für mich in Ewigkeit erstarrt.

Und ich beginn zu frieren.

Kann meinen Blick nicht lassen

von der süßen Leichtigkeit

Deiner Bewegungen.

Du bist genau eine von den Frauen,

die ich nie heiraten würde

und die mich doch so anziehen.

Meine Träume läßt Du erstarren.

Du weist mich ab und weißt genau,

Du bindest mich nur

um so mehr an Dich.

Zwischen uns würde nie Liebe sein.

Hast längst was besseres gefunden,

doch ich weiß,

Du wirst nie glücklich sein.

© Mathias Bleckmann 2004

Träumer

Dunkelheit.

Leere, gefüllt mit Schwermut.

Musik, die ins Herz spielt.

Gedanken kreisen ohne Ende,

um dann im richtigen Augenblick

ins blühende Herz zu fallen

und zu verglühen – Schmerz.

Die Luft ist voll von unendlicher

Traurigkeit.

Auch der aufsteigende Dampf,

der ins Herz fallenden Tränen,

kann meinen Kopf nicht kühlen.

The dream is over

für einen jeden.

Wann ist irgendwann ?

Alle Schwämme dieser Welt

könnten meine Tränen nicht trocknen.

Bittere Tränen fließen zusammen

zu einem salzigen Meer,

in dem nicht nur unzählige Träume

untergegangen sind.

Was bleibt, ist der Wunsch

nach Wärme und Ausgefülltsein.

Little dreamer…

© Mathias Bleckmann 2004

Erinnerung an eine große Angst

Ein Beben riß uns mitten aus dem Traum.

Sekunden der Ungewißheit- Todesangst.

Die Welt um uns herum will einstürzen

und uns unter sich begraben.

Nur keine Angst –

wenigstens nicht allein.

Eine Umarmung, die Schutz verspricht

und Trost spendet.

Ist dies das Ende?

Soll es das schon gewesen sein?

Zitternde Knie

erobern Zentimeter um Zentimeter

verlorenen Boden zurück.

Was machen die anderen?

Lichter gehen an,

Sirenen surren durch die Nacht.

Autos werden gestartet

und springen nicht an.

Im Radio vergebens

nach Ursachen geforscht.

Wie geht es meiner Familie?

Ein Anruf bringt Sicherheit.

Nur langsam

zurück in den Schlaf gefunden.

Gewaltige Ur-Kraft

bringt den Menschen zurück

auf ein erträgliches Maß.

© Mathias Bleckmann 2004

Namenloser

Viele tausend Namen hatten wir schon für Dich

aber Du hast es vorgezogen,

ungeboren zu bleiben – als Namenloser.

Fleisch von meinem Fleisch.

Wir haben mit Dir gesprochen

und wir wußten, Du hast noch keine Ohren.

Wir haben Deine Seele gestreichelt

und haben gehofft, Du kannst uns spüren.

Mit Ultraschall bist Du gekommen

der Ultraschall hat Dich uns genommen.

Deine Entwicklung haben wir

aus Büchern vorweggenommen.

Den Gipfel der Welt

hast Du leider nie erklommen.

Nie wird Deine kleine Hand

in dieser Welt etwas begreifen.

Nie wird diese Welt durch

den Klang Deiner Stimme erfüllt.

Du hast den Mikrokosmos zu Deinem Sarg gemacht

und es vorgezogen, Dieser Welt fernzubleiben.

Eine kluge Entscheidung.

Ich werde um Dich weinen.

Und für Dich beten.

Schick Deine Seele auf Reisen,

gib ihr Flügel

auf ein Wiedersehen,

mein Kind.

© Mathias Bleckmann 2004

Bilderflut

Halt, Verkehrskontrolle!

Sie fahren ohne Profil-

wissen sie das ?

Den Lohn der langen Tage

längst als Altpapier recycled.

Obwohl, man müßte es noch sagen,

es ist wie Gift im Menschen verbreitet.

Das Ei des Kolumbus

längst als Umwelt-Omlett verbraten.

Wie lange sollen wir noch

auf die Hilfe der Engel warten ?

Ein Lächeln nimmt mich gefangen

und stürzt mich in die Unendlichkeit des Himmels.

Lange Trauerzüge wandern am Sumpf der Traurigkeit vorbei.

Es ist und bleibt  ne Lüge,

teilt mich und Dich entzwei.

Voran, voran wir schaffen s schon.

Wenn s schiefgeht- bitte: gerechter Lohn!

Zu lange und zu oft vor uns selbst geflohen,

gebetet, gehofft, gehaßt und alles verloren.

Das Hintergründige zu selten in den Vordergrund gestellt,

da hat sich zum Henker auch das Beil gesellt.

Der Kanzler hält noch kurz  ne Rede-

Lange Rede, kurzer Sinn:

wo führt der letzte Weg uns hin?

Blutgetränkte Schweißtropfen perlen von der Stirn

der Stirnlosen.

Wer hat denn eine Stirn, die er uns bieten kann?

Jeden Tag mit der Zeit totgeschlagen,

die wir uns so teuer erkauft haben.

Sollen Ausreden uns etwas ausreden

und richten Richter nur etwas an,

das die Angeklagten selbst bestellt haben?

– Mord a la carte.

Das Tuch des Schweigens peinlich ausgebreitet,

wenn Politiker auf uns einreden,

ihre Ausreden seien keine Lügen.

Wer heute nicht zuerst betrügt,

ist selbst betrogen.

Das Rad der Geschichte wird sich weiterdrehen,

nur um die Menschheit wird es nicht mehr gehen.

Vielleicht geht uns bald  ne Zündkerze auf,

damit der Vergaser uns nicht erneut vergast.

Trotz einem Katalysator hier und dort,

der „run“ auf unsere Luftwege hat längst begonnen.

Wer macht das Rennen:

Krebs, Allergie oder Asthma?

Der Keuchhusten muß erst verschnaufen, während

sich der Krebs mit einer Metastasenlänge vor den

Heuschnupfen schiebt und gewinnt.

Kaufen Sie, saufen Sie!

Profitieren geht über studieren.

Alternative Gelüste im Supermarkt der Tage

mit leichter Schonkost entsorgt.

Zu Hause vor der Flimmerkiste

die große weite Welt geborgt.

Heimliche Bilder

werden immer wilder.

Profitabel geht die Welt zugrunde.

Willenlos werden unsere heimlichen Wünsche geknackt,

angeboten im 6-er Pack.

Der Mensch, auf seine Kaufkraft reduziert,

wird von allen Seiten manipuliert.

Wer schützt uns vor dieser Bilderflut-

längst allgemein geglaubtes Gedankengut ?

Ohrwürmer, die sich festbeißen,

uns nicht mehr loslassen.

Im Preis stark reduziert: Vom Baby bis zum Greisen,

gebongt von musikalischen Registrierkassen.

© Mathias Bleckmann 2004

Kündigung

Es klingelt.

– Ein Einschreiben.

Endlich wieder Post!

Kurze, hohe Freude

stürzt tief in die

Abgründe der Angst.

-Kündigung!

Frist- und sprachlos.

Geld- die ganze Welt ist

voll davon…

und stinkt danach.

Den Wohnberechtigungsschein

für diese Welt

noch lange nicht verdient

Schwarze Gedanken

umkreisen meine

zarte Seele.

Und wohin schicke ich

meine Kündigung ?

© Mathias Bleckmann 2004

Täter

Ein Opfer gesucht,

doch nur Täter gefunden.

Ein kreativer Chaot,

der uns unsere eigenen Illusionen verkauft.

Wo ist unser aller Mutter,

die ein jeder von uns ist

und gleichzeitig wir alle?

Zu spät bemerkt, daß die Erde

sich aus sich selbst heraus bewegt.

Alle scheinen alles zu wissen,

ohne daß es ihnen einer sagt.

Verrückte Welt-

Wer hat uns bloß hier herbestellt ?

Wer hat Angst vorm Menschenkind?

-Niemand !Und warum lauft ihr dann ?

Alle Vernunft den Geisteskranken.

Wer ist schon normal,

und wer trinkt Super ?

Unser Herz zu 100% verbleit.

Die letzte Kerze

erstickt in Gedankenlosigkeit.

Es wird dunkel auf der Welt.

Durch das Ozonloch fallen bleischwer

dunstige Einsichten auf die kochende Erde,

um im selben Moment in die Unendlichkeit

des Kosmos zu verdampfen.

© Mathias Bleckmann 2004

Preis der Erfolglosigkeit

Mit einem Loch im Bauch

steh ich unter der Dusche,

hohl-

gähnende Leere.

Gedanken schießen mir

durch den Kopf.

Kann man gleichzeitig

an alles und nichts denken?

Ich dreh das Wasser auf,

heiß umfließt es meinen Körper.

Aber ich spüre nichts-

schon so abgebrüht,

schon so weit weg von allem?

Wo bleibt die erhoffte Entspannung,

dieses Fallenlassen,

diese Umarmung der Wärme?

Nichts davon-

so weit weg von allem.

Ich dreh das Wasser heißer,

noch immer kein Gefühl-

abgebrüht, gefühllos.

Wann hören sie endlich auf

diese Liebesversehen?

Wasserstrahlen treffen meinen Körper,

prallen ab, um alte Träume

und abgestreifte Gefühle

mit sich zu reißen

in das ewige Dunkel der Rohrleitungen.

Wolken schieben sich vor mein

sonniges Gemüt.

Die Zeichen stehen auf Sturm.

Wer führt schon einen

aussichtslosen Kampf,

nur um ihn zu verlieren ?

Berge von Gedankenleichen

türmen sich auf in meinem Kopf.

Gefühle sterben langsam

und der Tod kommt

auf leisen Sohlen.

Fast unbemerkt erledigt er

sein grausames Geschäft

in unseren Träumen. 

Wer, außer mir, hat mich je

begriffen, verstanden und erlöst ?

Wer, außer mir, kann meinem

Leben einen Sinn geben ?

Wer erklärt mir das Universum ?

© Mathias Bleckmann 2004