Worte

Total normal

Niemand wird sich an mich erinnern

Ich fand nirgendwo statt

Ich werde es noch verschlimmern

dieses flache Leben habe ich so satt

Wie ein Furz am Arsch der Weltgeschichte

Ohne Getöse und Gestank

Niemand erinnert sich meiner Gedichte

Ist das nicht krank?

Ich bin nie Hubschrauber geflogen

Was für ein herrlicher Spaß

Blieb lebendig ungeboren

Ohne Liebe ohne Hass

In meinem tiefsten Innern

Hab ich die besten Filme gemacht

Aus meinen Träumen

Bin ich nie erwacht

Vor Angst ganz starr und steif

War ich fürs Leben niemals reif

Habe mich geschickt

Vor mir selbst gedrückt

Kein Menschenleben habe ich gerettet

Am wenigsten mein eigen

Niemals einen Baum gepflanzt

Weder Zitronen noch Feigen

In allem hab ich mich verzettelt

Immer aus der Reihe getanzt

Geerntet habe ich weder Rum noch Geld

Dabei nur hinter Ausreden verschanzt

War nie ein großer Dichter und Denker

Alle Weisheiten für mich behalten

Erst recht kein Freude-Schenker

Gehör jetzt zu den unnützen Alten

Als durchlaufender Posten von Brust und Steuer abgesetzt

Mich ein Leben lang für Anerkennung abgehetzt

Immer mir selbst im Wege gestanden

Immer zu wenig von allem vorhanden

Nie wird mein Name in einem Abspann stehen

Ließ zu viele Tage einfach mit Nichtstun vergehen

Ich bin ein Nichts

Ein 08/15 Mann

Otto-Normal-Verbraucher

Der Euro Durchschnittsmann

Ein Looser, wie er im Buche steht

Dem alles Wichtige entgeht

Bieder bis zur Selbstaufgabe

Völlig talentfreie Zone

Jeder Klingelton

Hat mehr davon

Bin so blass und deprimiert

Lebe mittel und mäßig inspiriert

Weder Höhen noch Tiefen

Hab ich je erlebt

Zu gern hätt ich gespürt

Wie unter meinen Füßen die Erde bebt

In meiner 08/15-Montur

Tauge ich nicht mal zur Witzfigur

Ein einziges Missverständnis

Halte ich für mein Leben

Ich hab nichts Aufregendes zu erzählen

Es passiert ja nichts

Viele aufregende Dinge Gott ersonn

In meiner Rolle steht nichts davon

© Mathias Bleckmann 2004

berührungsfrei

Ich fühle nichts-

der Mantel des Schlafs möchte alles zudecken.

Aber ich kann widerstehen.

Es kostet mich Mühe,

die ich viel zu lange schon vermissen ließ.

Heute bekommst Du mich nicht zum Schweigen.

Ich werde weiter Gedanken fließen lassen

auf dem kürzesten Weg ,

vom Zentrum des Schmerzes

direkt in die Tastatur.

Dire Straits zum x-ten Mal 

die Scheibe glüht noch immer nicht.

Erstaunlich, was diese Dinger so alles aushalten.

Menschen sind da ähnlich.

Die vertragen auch einiges.

verschleißen Gefühle durch verstärkte Abnutzung ?

Reduziert auf das Elementarste:

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht,

Kinderkram.

Digitale Menschen,

Sekt oder Selters.

zurück zu den wesentlichen Dingen im Leben

stoppt die Bilderflut

© Mathias Bleckmann 2004

Paradiesische Zeiten

Eheringe fliegen durch die Fenster

kurze Momente des Glücks und die Vision einer glücklichen Familie.

Was verlangt die Schlange von Eva ?

Woher kennt sie die Frauen so gut ?

Die Paradiese aus denen wir vertrieben werden könnten,

sind längst abgebrannt.

Den Mietvertrag fristlos gekündigt wegen Eigenbedarf.

Jetzt sitzen wir da, wo wir hingehören:

auf der Straße.

© Mathias Bleckmann 2004

Blitzkrieg

Deine Blicke zielen direkt in mein Herz.

Wenn Du lächelst,

reise ich mit Dir zu den Sternen.

Deine Worte dringen tief unter meine Haut

und wenn Du sagst,

daß Du mich magst,

bin ich Dir längst ergeben.

Gelähmt durch Deine Nähe

verharr ich bewegungslos

im Netz meiner Gefühle.

Jederzeit bereit, mich von Dir

einwickeln zu lassen.

Deine Schönheit

läßt mich fast erblinden.

Bevor mich Dein Mund berührt,

weiß ich schon

alles nur Spinnerei

und Illusion.

© Mathias Bleckmann 2004

Ich konnte den Ring nicht finden. Natürlich konnte ich ihn nicht finden. Niemand hätte ihn finden können. Sie hatte ihn nie wirklich weggeworfen. Ich hasse Lügen. Gekränkte Gefühle wechseln sich ab mit fröhlichen Einsichten. Wenn Sie ihn nie wirklich weggeworfen hatte, dann hat Sie unsere Beziehung auch nie wirklich aufgegeben. Das Glücksgefühl verdrängt die verletzte Eitelkeit. Ein Hoffnungsschimmer taucht auf am Horizont. Jedes Ende ist ein neuer Anfang. Und so sucht das Ende den Anfang auf und alles beginnt von vorn…..“Perpetuum Mobile“ im Kampf der Geschlechter.

Vorstellung in zwei Akten

Zwischen geilen Frauenkörpern und Gefühlen hin- und hergerissen… muß endlich wieder schreiben… mit jedem Buchstaben sofort wieder Freundschaft geschlossen…alte Bekannte….mit jedem weiteren Wort fließt eine Last aus meinem Stift…immer noch eins von diesen Liedern im Kopf, die man ein paar Stunden nicht vergißt…“each time you break my heart“… bezeichnend….die Augen geschlossen….der Versuch, in der jüngsten Vergangenheit zu blättern…wiedermal eine Rolle gespielt, die mir nicht steht…Opera, eine Kneipe in der Altstadt als Bühne mißbraucht…wie eine Oper ohne Musik..verstohlene Blicke auf die Uhr….mit festem Blick die Leute gemustert…Vorhang auf :

1. Akt.

Hauptdarsteller betritt die Bühne…betreffende Person hat ihn schnell gesehen….zeigt aber kein Zeichen für ein Wiedererkennen…gespielte Gleichgültigkeit….dann doch überraschend cool ein Bier auf die Theke geknallt…sehe ich da kleine Beweise ihrer Freude in ihrem Gesicht?…versuchte Kommunikation erstickt in lauter Musik…Hektik…nur cool bleiben…was hat sie gesagt….“lange her, daß wir uns gesehen haben“…Interpretationsversuche… vorgetäuschtes Desinteresse…war es Donnerstag oder Freitag… Gott sei Dank, sie weiß es noch…ist sie wirklich so oberflächlich wie sie tut?..absichtsvoll vermiedene Blicke…sie soll nur nicht denken, ich wäre wegen ihr hier…Oh mein Gott, weswegen denn sonst…wegen dem abgestandenem Kölsch etwa…ich mag kein Bier…ist der Typ ihr Freund mit dem sie dauernd spricht?…ist dieses Gefühl Eifersucht?…verwegene Abgründe, in die ich mich begeben habe…Humphrey Bogart lebt… jetzt in diesem Augenblick…sie hat eine tolle Figur und ein nettes Gesicht…Erinnerung an meine erste große Liebe….nett und interessant…eine seltene Mischung…genau das möchte ich ihr sagen…Worte unverständlich aneinandergereiht…und in Gedanken schon tausendmal ausgesprochen…das Timing muß stimmen…es ist der falsche Moment… wie spät ist es?…die letzte Bahn längst gefahren…werde zu Fuß zurückkehren zu meiner Symbiose-Frau…ich komme mir doof vor…verlasse überstürzt das Szenarium…höre hinter mir meinen Namen…ist sie wirklich verärgert, daß ich mich nicht verabschiedet habe…oder spielt sie mit mir?…ich bin höflich und verlasse die Bühne rasch….der Vorhang fällt.

Nachdem ich draußen einige Zeit umhergeirrt bin, um einen Ort zu finden, auf dem ich meine übervolle Blasen entleeren konnte

und neuen Mut gefaßt habe, beginnt der zweite Akt.

Hauptdarsteller betritt erneut die Bühne…betreffende Person ist sehr beschäftigt hinter der Theke…beobachtet ihn aber trotz hektischer Beschäftigung…nur nichts anmerken lassen…er bestellt Kaffee bei ihr…plötzlich Blitzidee… dieses Lokal kenne ich… sie ist die betreffende Person, mit der ich sie verwechselt hatte…das muß sie wissen…“hast Du etwas zu schreiben?“…mit zittrigen Händen schreibe ich …“übrigens, das Mädchen das ich mit Dir verwechselt habe, bist Du“…

© Mathias Bleckmann 2004

Ein alter Baum

Auf meinem Spaziergang

fand ich eine Bank.

Ich setzte mich

und schaute einem Baum

unter die Haut.

Wie tief

mögen seine Wurzeln reichen?

Und ich fragte mich,

wie tief

Deine Wurzeln wohl

in mein Herz hineinreichen.

Ich dachte an die Jahrhunderte,

die dieser Baum schon gesehen hat.

Vergangenheit, Gegenwart und

Zukunft.

Wieviele Menschen

haben dies schon gedacht?

Wievielen Schicksalen

warst Du ein stummer Freund?

Ganz schön beständig

so ein alter Baum.

Aber er hat auch mehr Zeit

als ein Menschenleben,

sich an das Leben zu gewöhnen.

© Mathias Bleckmann 2004

Große Augenblicke

Oft die Kleinigkeiten übersehen,

die alltäglichen, kleinen Freuden unterbewertet

und immer auf die großen Augenblicke gewartet.

Ich habe mich getäuscht

und wurde enttäuscht-

vom Leben

und meinen eigenen Erwartungen.

© Mathias Bleckmann 2004

Disco

Es ist völlig egal, was jemand verkauft, wenn er es nur richtig verpackt und anzupreisen weiß. Dieses „Naturgesetz“ muß sich in den hohlen Köpfen der meisten Discomäuschen festgesetzt haben. Aufgemotzt bis zum letzten polierten Goldzahn flanieren sie durch die Tonhölle. Drei Stunden bis die Frisur stand und nur einen Augenblick braucht der Wind um an die Natur zu erinnern, die ihre eigene Vorstellung von Styling hat. Schminke- zentimeterdick aufgetragen. Wo fängt das Gesicht an und hört die Maske auf ? Man gibt sich die Klinke zur Damentoilette gleich in die Hand: Spieglein, Spieglein an der Wand.Wer ist die Schönste im Discoflitterland? Abschätzende Blicke unter augenzerschneidenem Laserlicht und Lärm, der einem die Trommelfelle platzen läßt. Gibt es denn nur noch schöne Menschen, durchgestylt und windschlüpfrig? Jede einzelne bemüht um Individualität. Sich abheben von der Masse, die sie damit erst produzieren.Individueller Körpergeruch auf 10 Parfümmarken verteilt.

Jeder Makel wird kaschiert und damit wird Individualität wegretuschiert. Die Mädchen unterscheiden sich nur noch im Zeitpunkt, wann sie kommen und gehen. Schöne heile Welt.

Kriegsverbrecher

Eene Meene Muh

und raus bist Du.

Endlich mal ein Politiker,

der zurücktritt,

wenn er getreten wird.

© Mathias Bleckmann 2004

Alle Geheimnisse der Welt auf eine Formel gebracht. Wissen schafft Vertrauen. Den einzigen Weg zur Sackgasse erklärt.

Jeder Mensch wirkt wie ein Brennglas, der alle ihn interessierenden Informationen in sich fokussiert.

Was will dieses Buch? Es hat weder den Anspruch interessant zu sein, noch schön. Es will nur teilhaben lassen, teilhaben lassen an einem Ausschnitt vom Leben. So wie ich es sah. Dieses Buch ist der Versuch zu kommunizieren mit all denen, die ich nie sprechen werde und die sich trotzdem ihre Meinung bilden sollten über Gott und die Welt.

Jeder Ausdruck eines Menschen ist wertfrei und damit jeder Kritik entzogen.

Die Geschichtenerzähler sind die eigentlichen Götter, die Buchstabe für Buchstabe Leben erschaffen. Jede Geschichte hat Anfang und Ende. Und jedes Ende ist ein neuer Anfang, deshalb ist jede Geschichte unendlich, denn das Leben ist selbst eine unendliche Geschichte. Ewiger Kreislauf von Geburt und Tod,Leben und Sterben. Ohne den Tod würde es kein Leben geben und ohne Leben keinen Tod.