Eine Reise mit dem Rucksack um die Welt T23

27.9.84

Peter und ich waren gestern dank ungezählter „Pina Colladas“ ganz gut drauf. Vielleicht war das der Grund dafür, dass wir zum ersten mal ein paar spanische Mädels haben lachen sehen. Das beruhigte uns übrigens sehr, denn wir hatten schon die Befürchtung, dass die heißblütigen Spanierinnen ihren kalten Stolz nie ablegen würden.

Peter war in Hochform, so dass er im Lokal eine Flasche Wein einfach mitgehen ließ. Die Fischsuppe war kalt, versuchte er sich zu rechtfertigen. Es war ein „funny day“ gestern; ich musste Lachen wie schon lange nicht mehr. („Peter, Haare waschen, Du hast Paella gegessen!“oder wie aus einer „Bäckerblume“ eine „Backpflaume“ wurde). Meine Lachmuskeln entspannten sich erst gegen Morgen wieder. Das Mädchen, das da aussah wie Desiree Nosbusch gefiel mir sehr, nicht zuletzt wegen ihrer Grübchen. Sie hatte so ein nettes einladendes Lächeln. Sie war Deutsche -das würde eine Kontaktaufnahme sehr vereinfachen. Aber unser Kontakt lief nur über die Blickebene ab, war dafür aber umso intensiver. Mann o Mann, ich hätte nie gedacht, dass ein  Blick so eine Wirkung haben kann.

Für den Fall der Fälle haben wir einen Plan gemacht, wer zuerst das Zimmer benutzen kann. Letztlich ergibt sich das aber sowieso von allein, meint Peter und ein Bett braucht man auch nicht in jedem Fall dazu.

Ich wäre sehr schlagfertig (auf sprachlicher Ebene) meint Peter. Ich lasse mir von Peter viel über „Rebirthing“ erzählen. Das ist eine Therapie zur Entspannung mit Hilfe von Atemtechniken, die es einem erlaubt, Loszulassen vom Alltag und so verschüttete Gefühle wecken kann. Man wird quasi wiedergeboren, fühlt sich auf jeden Fall aber wie Neugeboren danach. So ein Psychologiestudium könnte mich schon reizen, obwohl ich mittlerweile denke, dass jeder der Psychologie studiert irgendwie selber wissen möchte, wie seine eigene Klatsche denn nun fachterminologisch genannt wird und ob dagegen etwas zu machen ist. Na ja, faszinierend ist das Thema Psychologie allemal. Und irgendwo hat doch jeder von uns eine Klatsche, oder?

Peters Leitsatz war immer: „Je mehr Du etwas versuchst zu unterdrücken, desto schlimmer kommt es irgendwann hoch!“ Recht hat er. Rauslassen sollte man alles, was einen so bedrückt, bevor es irgendwann und unverhofft zum falschen Zeitpunkt hochkommt.

Der Abschied von Peter fiel mir einigermaßen schwer, da änderte auch das Austauschen der Adressen und der oft zitierte Satz „Wir sehen uns wieder und halten Kontakt“ nichts. Zu sehr waren wir auf der gleichen Wellenlänge und verstanden uns einfach gut. Da machte es auch nichts aus, dass Peter ein gutes Stück älter war als ich. Nach meiner Rückkehr lud mich Peter auch prompt zu einer Studentenfete nach Würzburg ein, auf der ich auch einiges erleben durfte aber dies ist eine andere Geschichte….

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