Lassen wir die Nacht Revue passieren. Was war geschehen? Nach einem schönen Ausflug mit der Crew zum Miami Beach mussten wir uns beide vorsichtig heran tasten, denn schließlich wollte ja keiner die Intimsphäre des anderen verletzen, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Wer darf wann auf die Toilette und unter die Dusche? Alles kein Problem, wenn man das zusammen tun kann, aber soweit waren wir ja noch nicht. Also alles hübsch einer nach dem anderen.
Verstohlene, schüchterne Blicke zur Seite prägten die ersten Stunden, denn schließlich sollte es ja nicht so aussehen , als ob man etwas „sexuelles“ im Sinn hätte. Was denn sonst? Die kostenlose Überlassung der Nutzungsrechte an dem zweiten Bett im Zimmer sollte schließlich nicht an eine kostenlose Überlassung der sexuellen Nutzungsrechte an meinem Körper gebunden sein. Das wäre auch nicht in Ordnung gewesen. Also lieber erst einmal keine Blöße geben und verdecken, was zu verdecken ist.
Sexuelle Aufgeschlossenheit kann man ja ruhig zeigen, man ist ja kultiviert und zur Aufgeschlossenheit erzogen worden. Nackt sein an sich ist ja nichts Schlimmes und verflucht sei der, der etwas sexuelles dabei denkt. Die Kultur ist ja eigentlich nur dazu da, die Menschen davon abzuhalten bei jeder sich passenden Gelegenheit übereinander herzufallen. Es würde sich den niederen Instinkten besser gefallen, aber man male sich das Straßenbild aus.
Nein, da muss also die Kultur herhalten, damit es schön nach gewissen Spielregeln geht. Kennenlernen, verabreden, verlieben, verabreden und bumsen. Immer schön der Reihe nach. Das ist ungefähr vergleichbar mit einem Etappenvertrag, bei dem jeder Vertragspartner auf jeder Etappe noch aussteigen kann aus dem Vertrag, ohne an etwas gebunden zu sein. Hochkultur in Reinkultur sozusagen, oder lieber kultivierter Exzess?